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„... und du drehst dich in deiner kleinen Welt“ (P. Dittberner)

Das ist Layka. Mali, 6 Jahre. Ein Hund, der bereits bei meinem ersten „Gespräch“ mit ihr an der Leine so unfassbar viel mit mir gemacht hat. Ein Hund, der mir nahezu den Atem nahm und Gefühle in mir auslöste, die ich nicht greifen konnte. Ein Hund, der mir ans Herz, an meine Seele ging. Ein Hund der sich nicht fühlt und eine unfassbare Last mit sich trägt, so mein erster Eindruck. Ein Hund der Hilfe braucht. Menschen, die Hilfe brauchen. Menschen am Ende mit den Nerven, am Ende mit dem Gefühl. Ausgelaugt, ratlos und verzweifelt.
Eventuell ein potentieller Abschlussfall für meine HT-Ausbildung bei Dogument? Ich war mir nicht sicher, aber ich konnte nicht nichts tun. Aber ich wußte direkt, dass ich so, in diesem Zustand, zu diesem Zeitpunkt nichts tun konnte, ohne dass Hund und Halter zuvor eine Pause bekommen.

Alles was ich tun konnte, war das Angebot sie erst mal zu nehmen. Denn eine Pension oder Ähnliches ist für einen Hund wie Layka undenkbar. Für Layka ist alles und jeder Stress: Menschen, Hunde, Stimmung oder einfach nur sie selbst allein. Hat sie Stress, verletzt sie sich selbst, dreht sich, beißt um sich und ist nicht mehr im Hier und Jetzt.

Ein Hund mit einem massiven psychischen Problem ist ein Thema für die Hundepsychotherapie und keins für Hundetrainer. Dennoch brauchten sie die Pause und ich nahm sie zu mir. Kontaktierte aber auch direkt die für mich beste Hundepsychotherapeutin & Hundetrainerin, den Kopf von Dogument und zugleich unsere Ausbilderin. Ohne ihr „Go“ und ihre Unterstützung hätte ich mich nicht an diesen Hund weiter ran getraut. Und das aus gutem Grund. Layka ist nun den 8 Tag bei mir und meiner Hundegruppe und es war schon jetzt das größte Lerngeschenk, was ich bis dato erleben durfte, aber auch emotional und mental das härteste, was ich bis dato erlebt habe. Ein Hund, der immer on ist. Ein Hund, der nicht runterkommt, der nicht wirklich schläft und der sobald er sich selbst überlassen ist oder Stress hat, sofort dreht, sich verletzt, sich selbst beißt und sich und seinen Körper dann einfach nicht fühlt. Sie wirkt so verloren in ihrer Welt und braucht so viel Halt.

Struktur, exakt getaktet, Zughundesport am Bike zur Auslastung, lange Waldspaziergänge, Artgenossen, körperliches Halten, gemeinsames „Runter-Atmen“, Ruhe und noch mehr Ruhr prägen aktuell unseren Tag. Dennoch immer wieder diese extremen Attacken der Selbstverletzung.

Der Stress, den dieser Hund hat, ist kaum auszuhalten. Fragen nach dem „Warum ist der Hund so? Was ist passiert?“ sind normal, aber bringen aktuell niemanden etwas. Wahrscheinlich eine Kombination aus vielen Faktoren, begünstigt durch die Genetik des Malis, die einfach sehr anfällig für psychische Geschichten sind. Dennoch: Der Hund ist jetzt wie er ist und man muss mit dem arbeiten, was man hat. Einen Hund wie Layka kann man nicht einfach aus den aktuellen Strukturen nehmen und denken, dann ist alles wieder gut.

Mein größter Respekt gilt der Familie, die dieses bereits seit Jahren tragen. Und es ist egal, ob Fehler gemacht wurden oder nicht. Es ist egal, worauf diese psychischen Probleme zurückzuführen sind oder wodurch sie ausgelöst wurden, Fakt ist, dass zu ertragen und zu tragen verdient den größten Respekt.

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